Freitag, 1. Februar 2013

Transformation der Wirtschaftsstrukturen

Wenn morgen der Ölpreis auf 200 US$ klettern würde, hätten wir übermorgen ein Versorgungsproblem. Zu stark sind unsere Versorgungsstrukturen davon abhängig, dass selbst Grundnahrungsmittel über lange Transportwege transportiert werden. Eine Ölkrise würde möglicherweise die stadtversorgende Logistik stören, doch solche Szenarien spielen in der kommunalen Daseinsvorsorge bislang nur eine untergeordnete Rolle. Als ich einen Vertreter eines sächsischen Ministeriums fragte, ob wir denn Statistiken hätten, wieviel der in Sachsen verbrauchten Lebensmittel denn auch in Sachsen produziert würden, antwortete dieser: "So denkt doch niemand."

Manche schon. Transition-Town-Initiativen ist diese Verletzlichkeit nicht egal. Sie sind besorgt um unsere Versorgung, ahnen sie doch, was eine Unterbrechnung für Auswirkungen hätte und arbeiten daher darauf hin, die Versorgung mit Lebensnotwendigem möglichst lokal zu organisieren.



Das ist kein leichtes Unterfangen, war der Kern der jüngeren Wirtschaftspolitik doch klar auf den Export ausgerichtet und die Gewinnmaximierung, von "Versorgungsoptimierung" liest man in Wahlprogrammen, Strategiekonzepten oder Zeitungsartikeln wenig. Entsprechend schwer haben es Ideen, Wirtschaft regional zu organisieren. Es gibt ja gar kein Erfahrungswissen, wie so etwas anzustellen sei! Wirtschaftsförderer haben mehr Erfahrung darin, Unternehmen aus anderen Regionen abzuwerben, statt Bestandspflege zu machen.

Regiogeld kann als Werkzeug für einen Transformationsprozess eingesetzt werden. Bislang wird es oft vor dem Hintergrund kurzfristigen Nutzens hinterfragt: "Was habe ich als Unternehmer davon, wenn ich Regiogeld akzeptiere?" Für ein Unternehmen ist diese Frage anders zu beantworten als für eine Kommune oder eine Region. Aus kommunaler Sicht ist es nicht der sofortige Nutzen, der interessant ist, sondern der strategische: Wie mache ich die Kommune widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks wie eine Ölkrise? Kann Regiogeld da ein Werkzeug sein, die kommunale "Resilienz" zu erhöhen? Es kann. Aber dazu bedarf es Zeit.

Investiert wird Zeit jedoch meist nur, wenn man den langfristigen Zweck erkennt und das Werkzeug als geeignet ansieht, diesen Zweck zu erfüllen oder seine Erreichung zu unterstützen. Der Sinn von Regiogeld wird daher meist erst sichtbar, wenn man den Blickwinkel erweitert.

Daher sei auf zwei Texte verwiesen: Text eins namens "Wir haben gelernt" von Michael Beleites thematisiert die Frage der Ernährung aus Sicht eines Klein-Landwirts, der über seinen Tellerrand hinausschaut. Text zwei habe ich auf Einladung der Stiftung Mitarbeit für den Wegweiser Bürgergesellschaft geschrieben: Über den Zusammenhang zwischen Regionalentwicklung und Transition-Town-Ansätzen kommt man auch am Regiogeld vorbei.

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